Nachholtermin für den 16.05.20, den 15.05.21 und den 03.03.2022
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Es gibt Sängerinnen, die einen mit der einnehmenden Dringlichkeit ihrer Stimme so tief im Inneren berühren, als würde man von einer göttlichen Erscheinung sanft in den Schlaf gestreichelt. Es gibt aber auch Sängerinnen, deren Gesang mit solch majestätischer Wucht auf einen einkracht, dass man unter dem massiven Gewicht der Worte nicht anders kann als nur noch regungslos zu verharren. Und es gibt Sängerinnen, die einen mit ihrer Musik zum Implodieren bringen und mit ihrer Stimme eine solche Kraft in einem freisetzen, als hätte man einen aufputschenden Schirmchen-Cocktail aus Glückshormonen zu sich genommen. Und es gibt wenige Ausnahmesängerinnen, die all diese Facetten zugleich in sich vereinen. Eine von ihnen ist Thabilé.
Mit einer Bürste als Mikrofon in der Hand trällerte Thabilé bereits als Dreikäsehoch ihre Lieblingsstücke vor dem Spiegel nach, wie es kleine Kinder eben gerne tun. Doch für Thabilé war das Singen nie nur ein Spiel, nie nur eine Phase. Es war mehr. Immer schon. Sie wusste, dass sie eines Tages Sängerin werden will – auch wenn ihr anfangs noch der Mut fehlte, Stücke vor Publikum vorzutragen. Doch weil ihre Liebe zur Musik größer war als ihre Angst, ging sie mit 8 Jahren zu ihrem ersten Vorsingen – und überzeugte. So sang sie erst im Schul-, später im Kirchenchor. Heute, ihr Traum ist längst wahr geworden, singt sie für die ganze Welt.
Und die Liebe, die Thabilé für das Singen und ihre Musik empfindet, ist der EP in jeglicher Hinsicht anzuhören. Da ist die musikalische Bandbreite, die Genres wie Jazz, Soul, Gospel, Pop und R’n’B besonnen ineinanderfließen lässt. Da sind die musikalischen Arrangements, die in ihrer instrumentierten Klarheit ungemein fesseln, ohne aufdringlich zu sein. Da ist Thabilés stimmliche Präsenz, die mit ihrer Vielfältigkeit und Perfektion fast einschüchternd wirkt, wenn sie nicht gleichzeitig diese umarmende Wärme verströmen würde. Und da ist nicht zuletzt die Tiefe und Sinnhaftigkeit, die Thabilé all ihren Songs angedeihen lässt.
Man nehme nur den Song „Play It Back“, den Thabilé für ihren Sohn geschrieben hat. Aus jedem einzelnen Takt kann man ihre bedingungslose Liebe für ihn heraushören, wenn sie sich mit der ausufernden Zärtlichkeit ihrer Stimme sanft in die reduzierten Pianoklänge schmiegt. Es rührt zu Tränen, wie sie sich öffnet, verletzlich macht und ihre unendliche Hingabe für ihn in den dreieinhalb Minuten dieses Songs in aufopfernder Ehrlichkeit verdichtet.
„Nobody Knows“ kommt mit seinem treibenden Beat um einiges geradliniger daher, reißt einen unmittelbar mit in seiner entwaffnenden Entschlossenheit. „In dem Song geht es darum, eine Beziehung nicht auf Oberflächlichkeiten aufzubauen“, sagt Thabilé. „Es geht nicht um Geld, es geht nicht ums Aussehen, sondern einzig und allein darum, ob die Liebe zweier Personen echt ist und beide glücklich sind. Nicht mehr und nicht weniger.“
Das jazzige „Say Something“ wiederum handelt vom Verblassen der Liebe und der Schwierigkeit, sich das gemeinsame Scheitern einzugestehen. Mit tiefer Melancholie haucht Thabilé ihre Gedanken zur Unmöglichkeiten der Liebe über sanfte Piano-Chords, die immer wieder ausbrechen, Haken schlagen, so als würden sie sich weigern, das Ende der besungenen Beziehung einzugestehen. Ein Stück, das deutlich macht, wie sehr Wahrheit und Wehmut häufig beieinander liegen.
Thabilé (voc, perc), Steve Bimamisa (g), Markus Schoelch (Keys), Samuel Brandt (dr), Thorsten Meindhardt (b)