Musik aus Nigeria ist in den letzten Jahren immer weiter ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt. Mit ausverkauften Arenatouren, Nummer 1-Alben oder gemeinsamen Songs und Alben mit den großen Stars aus den USA und Europa wächst das internationale Profil von Künstler*innen wie Davido, Wizkid, Tiwa Savage oder Burna Boy immer weiter.
Nicht nur den Pionieren wie Fela Kuti, King Sunny Ade oder Orlando Julius verdanken diese Namen ihre Macht und ihren Ruhm, sondern auch der oft übersehenen, bis heute wichtigen und einflussreichen Generation danach. Die Künstler*innen dieser westafrikanischen Generation X haben den Wandel von der LP zur CD, vom Radio ins Internet, vom Afrofunk zum HipHop mitgestaltet. Heutzutage weltweit bekannte Musikstile wie Afrobeats oder Alté Music mit Vertretern wie Fela Kutis Söhnen Femi und Seun Kuti entstanden, die den Sound, die Vision und die Botschaften ihres Vaters bewahrt und erweitert haben. Auch andere Musiker*innen aus Nigeria und ganz Afrika wie Tuface, der verstorbene Sound Sultan, Tiken Jah Fakoly von der Elfenbeinküste sowie der senegalesische Rapper Didier Awadi zählen dazu. Und nicht zuletzt auch Ade Bantu mit seinem 13-köpfigen Kollektiv, das 26 Jahre nach seiner Gründung eine der bekanntesten Bands in Afrika und darüber hinaus ist.
Als Kollektiv ist BANTU nicht auf einen zentralen Sänger fokussiert und alle beteiligten Musiker*innen beziehen daraus ihre Kraft. Auf dem im Juni 2023 erscheinenden dritten Album What is Your Breaking Point? werden die Grenzen des Funk und der Politik noch weiter ausgelotet als auf den zwei Vorgängeralben der Trilogie, Agberos International (2017) und Everybody Get Agenda (2020). Zum ersten Mal gibt es eine weibliche Gast-Leadstimme auf dem Album, die der bekannten Rapperin Akua Naru. Sie ist mit ihrer äußerst spirituellen und groovigen wie auch politisch radikalen Musik BANTUs „Schwester einer anderen Mutter“, geprägt von denselben Kräften und Sichtweisen, die auch BANTU geformt haben, von Blues und Gospel bis Angela Davis, Malcolm X und Fela Kuti.
Jeder Song auf What’s Your Breaking Point? verbreitet in der aktuellen, sehr instabilen politischen Situation beim Hören etwas nigerianischen Sternenstaub. Die Bevölkerung des Landes scheint nach den #EndSARS-Protesten gegen Polizeigewalt und Kriminalität während der Pandemie nun am Ende ihrer Geduld zu sein. In diesem Sinn ist der Albumtitel What is Your Breaking Point(?) zugleich Statement wie auch Frage, die Hörer*innen dazu zwingen, den politischen Veränderungen und der Musikentwicklung im bevölkerungsreichsten und kulturell wichtigsten Land Afrikas Beachtung zu schenken. Die musikalisch äußerst vielfältigen Sounds sowie die Texte und Narrative in jedem Stück des Albums verweben zu einer überzeugenden, wütenden, aber auch hoffnungsvollen Vision möglicher Zukunftsmodelle von Nigeria und dem ganzen afrikanischen Kontinent.
Hintergrund:
BANTU ist ein Akronym für „Brotherhood Alliance Navigating Towards Unity“ der Brüder Ade Bantu und Abiodun. 1996 wurde die Gruppe in Deutschland gegründet und erspielte sich direkt einen eigenen Sound aus Afrobeat, Afrofunk und Yoruba-Musik. Von der ersten Veröffentlichung „No Vernacular“ bis heute hat BANTU bekannte und z.T. preisgekrönte Musik veröffentlicht. Von UB40 über Tony Allen, Patrice, das von ihnen konzipierte Projekt Brothers Keepers, Xavier Naidoo, Gentleman und Burna Boy reicht die Liste der Künstler, mit denen BANTU zusammengearbeitet hat. BANTU wurde bei den Kora Awards (dem panafrikanischen Äquivalent der Grammys) als „Beste Gruppe aus Westafrika“ ausgezeichnet und war für weitere renommierte Preise nominiert.
BANTUs Musik und Texte waren von Beginn an von einem starken Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit befeuert. Korruption, Ungerechtigkeit, Migration, Xenophobie und urbane Entfremdung – ob in Deutschland und Europa oder in Nigeria und Afrika – sind einige der Themen, die das Kollektiv anspricht.
Neben den Veröffentlichungen von BANTU ist die Band auch über ihre monatliche Konzertserie und das zugehörige Festival Afropolitan Vibes für das Wiederaufblühen der Live-Musikszene in Nigeria mit verantwortlich. Fast 200 bekannte nigerianische und internationale Acts sind im Rahmen der Afropolitan Vibes aufgetreten und das Festival wurde in der New Yorker Village Voice „zu einem der weltweit besten Musikevents“ gewählt.
BANTU hat während – und trotz – der Pandemie gemeinsame Aufnahmen und Auftritte mit dem bekannten Alt-HipHop-Duo Fokin Bois aus Ghana, dem deutschen Rapper Megaloh und der deutschen Afrobeat- und Funk-Jazzband Muito Kaballa auf die Beine gestellt.
* Beim Kauf im Internet oder bei fremden Vorverkaufsstellen fallen zusätzlich Vorverkaufs- und Systemgebühren an. Weitere Infos unter Tickets!